*09.1*
Teile der GUI
Sie mögen ein Piktogramm auf Ihrem Desktop haben, das gVim startet.
Ansonsten sollte es einer dieser Befehle tun:
gvim datei.txt
vim -g datei.txt
Falls dies nicht funktioniert, haben Sie keine Version von Vim mit GUI-
Unterstützung. Sie müssen zuerst eine
installieren.
Vim öffnet ein Fenster und zeigt
darin »datei.txt« an. Wie das Fenster aussieht hängt von
der Version von Vim ab. Es sollte dem folgenden Bild ähneln (so weit
dies in ASCII gezeigt werden kann!).
+-------------------------------------------------------+
| datei.txt + (~/dir) - VIM X |<-Fenstertitel
+-------------------------------------------------------+
| Datei Editieren Werkzeuge Syntax Puffer Ansicht Hilfe |<-Menüleiste
+-------------------------------------------------------+
| aaa bbb ccc ddd eee fff ggg hhh iii jjj |<-Werkzeuglst
| aaa bbb ccc ddd eee fff ggg hhh iii jjj |
+-------------------------------------------------------+
| file text | ^ |
| ~ | # |
| ~ | # |<- Rollleiste
| ~ | # |
| ~ | # |
| ~ | # |
| | V |
+-------------------------------------------------------+
Der meiste Raum wird von dem Dateitext eingenommen. Dies zeigt die Datei in
derselben Weise wie in einem Terminal. Möglicherweise mit verschiedenen
Farben und einer anderen Schriftart.
Der Fenstertitel
Ganz oben ist der Fenstertitel. Diese wird von Ihrem Fenstersystem
gezeichnet. Vim setzt den Titel so, dass er den Namen der aktuellen Datei
zeigt. Zuerst kommt der Name der Datei. Dann einige besondere Zeichen und
das Verzeichnis der Datei in Klammern. Diese besonderen Zeichen können
vorkommen:
- Die Datei kann nicht modifiziert werden (z.B. eine Hilfedatei)
+ Die Datei enthält Änderungen
= Die Datei ist nur-lesbar
=+ Die Datei ist nur-lesbar, enthält dennoch Änderungen
Falls nichts angeizeigt wird, haben Sie eine gewöhnliche, ungeänderte Datei
Die Menüleiste
Sie wissen, wie Menüs funktionieren, richtig? Vim hat die
üblichen Elemente, und ein Paar mehr. Gehen Sie durch sie durch, um
eine Vorstellung zu bekommen, wofür Sie sie benutzen können. Ein
wichtiges Untermenü ist »Editieren/Globale
Einstellungen«. Sie finden diese Einträge:
Werkzeugleiste ein- und ausschalten Werkzeugleiste
erscheinen/verschwinden lassen
Unteren Rollbalken ein- und ausschalten Am unteren Fensterrand eine
Rollleiste erscheinen/verschwinden
lassen
Linken Rollbalken ein- und ausschalten Am linken Fensterrand eine
Rollleiste erscheinen/verschwinden
lassen
Rechten Rollbalken ein- und ausschalten Am rechten Fensterrand eine
Rollleiste erscheinen/verschwinden
lassen
Auf den meisten System können Sie die Menüs ablösen.
Wählen sie den obersten Eintrag, den, der wie eine gestrichelte Linie
aussieht. Sie bekommen ein getrenntes Fenster mit den Einträgen des
Menüs. Es bleibt da, bis Sie das Fenster schließen.
Die Werkzeugleiste
Sie enthält Piktogramme für die am häufigsten benutzten
Aktionen. Hoffentlich sind die Piktogramme selbsterklärend. Es gibt
Tooltips, um einen zusäzlichen Hinweis zu bekommen (bewegen Sie den
Mauszeiger auf ein Piktogramm ohne zu klicken, und bewegen Sie ihn nicht
für eine Sekunde).
Der Menüpunkt »Editieren/Globale Einstellungen/Werkzeugleiste
ein- und ausschalten« kann benutzt werden, um die Werkzeugleiste
verschwinden zu lassen. Falls Sie nie eine Werkzeugleiste wollen, benutzen
Sie diesen Befehl in Ihrer vimrc-Datei: >
:set guioptions-=T
Dies entfernt das Flag »T« aus der Option 'guioptions'.
Auch andere Teile der GUI können mit dieser Option aktiviert oder deaktiviert werden. Siehe die Hilfe hierzu.
Die Rollleisten
In der Voreinstellung gibt es eine Rollleiste an der rechten Seite. Sie tut
das offensichtliche. Wenn Sie das Fenster teilen, erhält jedes Fenster
seine eigene Rollleiste.
Sie können mit dem
Menüpunkt »Editieren/Globale Einstellungen/Unteren Rollbalken ein-
und ausschalten« eine horizontale Rollleiste erscheinen lassen. Dies ist
nützlich im Diff-Modus, oder wenn die Option 'wrap' gelöscht wurde
(mehr dazu später).
Wenn es vertikal geteilte Fenster gibt, haben nur die Fenster auf der
rechten Seite eine Rollleiste. Wenn Sie jedoch den Cursor in ein Fenster auf
der linken Seite bewegen, ist es dieses, das die Rollleiste kontrolliert. Es
braucht ein wenig, sich daran zu gewöhnen.
Wenn Sie
mit vertikal geteilten Fenstern arbeiten, erwägen Sie eine Rollleiste auf
der linken Seite hinzuzufügen. Dies kann über den Menüpunkt
oder mit der Option 'guioptions' gemacht werden: >
:set guioptions+=l
Dies fügt 'guioptions' das Flag »l« hinzu.
*09.2*
Die Maus benutzen
Standards sind wundervoll. In Microsoft Windows können Sie die Maus
benutzen, um Text auf eine standardisierte Weise auszuwählen. Auch das
X-Fenster-System hat einen Standard zur Benutzung der Maus.
Unglücklicherweise sind diese beiden Standards nicht
diesselben.
Glücklicherweise können Sie Vim
Ihren Bedürfnissen anpassen. Sie können das Verhalten der Maus wie
eine X-Fenster-System-Maus oder wie eine Microsoft Windows Maus funktionieren
lassen. Der folgende Befehl lässt die sich wie X-Fenster-System-Maus
verhalten: >
:behave xterm
Der folgende Befehl lässt die Maus wie eine Microsoft-Windows-Maus
funktionieren: >
:behave mswin
Das voreingestellte Verhalten der Maus auf Unix-System ist xterm. Das
voreingestellte Verhalten auf einem Microsoft-Windows-System wird während
des Installationsprozesses ausgewählt. Für Details, was die beiden
Verhalten sind, siehe |:behave|. Hier folgt eine Zusammenfassung.
XTerm-Maus-Verhalten
Mausklick links positioniere den Cursor
Mausziehen links wähle Text im visuellen Modus aus
Mausklick mitte füge Text aus der Zwischenablage ein
Mausklick rechts erweitere den ausgewählten Text bis zum Mauszeiger
MSWin-Maus-Verhalten
Mausklick links den Cursor positionieren
Mausziehen links Text im Auswahlmodus auswählen (siehe
|09.4|)
Mausklick links mit Umschalttaste erweitere den ausgewählten Text bis
zum Mauszeiger
Mausklick mitte füge Text aus der Zwischenablage ein
Mausklick rechts zeige ein Pop-Up-Menü an
Die Maus kann weiter justiert werden. Sehen Sie sich diese Optionen an,
falls Sie ändern wollen, wie die Maus funktioniert:
'mouse' in welchem Modus die Maus von Vim benutzt wird
'mousemodel' welchen Effekt ein Mausklick hat
'mousetime' Zeit zwischen Klicken für einen Doppelklick
'mousehide' verstecke die Maus während des Tippens
'selectmode' ob die Maus visuellen oder Auswahl-Modus startet
*09.3*
Die Zwischenablage
In Abschnitt |04.7| wurde der grundlegende
Gebrauch der Zwischenablage erklärt. Über das X-Fenster-System gibt
es etwas essenzielles zu erklären: Tatsächlich gibt es zwei Orte, um
Text zwischen Programmen auszutauschen. MS-Windows hat dies nicht.
In X11 gibt es die »aktuelle Auswahl«. Dies ist der Text, der
aktuell hervorgehoben ist. In Vim ist dies der visuelle Bereich (dies nimmt
an, dass Sie die voreingestellten Optionseinstellungen benutzen). Sie
können diese Auswahl in einer anderen Anwendung ohne jegliche weitere
Aktion einfügen.
Wählen Sie zum Beispiel in
diesem Text ein paar Wörter mit der Maus aus. Vim schaltet in den
visuellen Modus und hebt den Text hervor. Jetzt starten Sie einen weiteren
gVim, ohne einen Dateinamen, so dass er ein leeres Fenster anzeigt. Klicken
Sie den mittleren Mausknopf. Der ausgewählte Text wird
eingefügt.
Die »aktuelle Auswahl« bleibt nur solange gültig bis
anderer Text ausgewählt wird. Nachdem Sie die Einfügung in dem
anderen gVim vorgenommen haben, wählen Sie nun einige Zeichen in dem
Fenster. Sie bemerken, dass die Wörter, die vorher in dem anderen gVim
ausgewählt waren. anders dargestellt werden. Dies bedeutet, dass sie
nicht mehr in der aktuellen Auswahl sind.
Sie brauchen den Text nicht mit der Maus auswählen, die
Tastatur-Befehle für den visuellen Modus benutzen funktioniert genau
so.
Die echte Zwischenablage
Nun zu dem anderen Ort, über den Text ausgetauscht werden kann. Wir
nennen dies die »echte Zwischenablage«, um Verwirrung zu vermeiden.
Oft werden sowohl die »aktuelle Auswahl« wie auch die »echte
Zwischenablage« Zwischenablage genannt, Sie müssen sich daran
gewöhnen.
Um Text in die echte Zwischenablage zu
legen, wählen Sie ein Paar verschiedene Wörter in einem der gVims,
die Sie laufen haben, aus. Dann benutzen Sie den Menüpunkt
»Editieren/Kopieren«. Jetzt wurde der Text in die echte
Zwischenablage kopiert. Sie können dies nicht sehen, außer Sie
haben eine Anwendung, die den Inhalt der Zwischenablage anzeigt (z.B. Klipper
aus KDE).
Nun gehen Sie in den anderen gVim,
positionieren den Cursor irgendwo und benutzen Sie den Menüpunkt
»Editieren/Einfügen«. Sie sehen, dass der Text aus der echten
Zwischenablage eingefügt wird.
Beide benutzen
Dieser Gebrauch von sowohl der »aktuellen Auswahl« und der
»echten Zwischenablage« mag ein wenig verwirrend klingen. Aber es
ist sehr nützlich. Lassen Sie uns das an einem Beispiel betrachten.
Nehmen Sie einen gVim mit einer Textdatei und vollführen Sie diese
Aktionen:
- Wählen Sie zwei Wörter im visuellen Modus.
- Benutzen Sie den Menüpunkt »Editieren/Kopieren«, um
diese Wörter in die Zwischenablage zu bekommen.
- Wählen Sie ein anderes Wort im visuellen Modus aus.
- Benutzen Sie den Menüpunkt
»Editieren/Einfügen«. Was passiert ist, dass das
einzelne ausgewählte Wort durch die beiden Wörter aus der
Zwischenablage ersetzt wird.
- Bewegen Sie den den Mauszeiger irgendwo anders hin und klicken Sie den
mittleren Mausknopf. Sie sehen, dass das Wort, das Sie gerade mit der
Zwischenablage überschrieben haben, hier einfügt wird.
Falls Sie die »aktuelle Auswahl« und die »echte
Zwischenablage« mit Sorgfalt gebrauchen, können Sie mit ihnen viel
nützliches Editieren machen.
Die Tastatur benutzen
Falls Sie die Maus nicht mögen, können Sie auf die aktuelle
Auswahl und die echte Zwischenablage über zwei Register zugreifen. Das
Register »"*« ist für die aktuelle
Auswahl.
Um Text die aktuelle Auswahl werden zu lassen,
benutzen Sie den visuellen Modus. Um zum Beispiel eine ganze Zeile
auszuwählen, drücken Sie einfach »V«. Um die aktuelle
Auswahl vor dem Cursor einzufügen: >
"*P
Beachten Sie den Großbuchstaben »P«. Der Kleinbuchstabe
»p« setzt den Text nach dem Cursor.
Das Register »"+« wird für die echte Zwischenablage
benutzt. Um zum Beispiel von der Cursorposition bis zum Zeilenende in die
Zwischenablage zu kopieren:
"+y$
Merke, »y« steht für »yank«, das Vims
Kopierbefehl ist.
Um den Inhalt der echten
Zwischenablage vor dem Cursor einzufügen: >
"+P
Es ist dasselbe wie für die aktuelle Auswahl, aber benutzt das
Plus-Register (+) statt des Stern-Registers (*).
*09.4*
Der Auswahlmodus
Und nun etwas, das häufiger unter MS-Windows als unter X11 benutzt
wird. Aber beide können es. Sie kennen bereits den visuellen Modus. Der
Auswahlmodus ist wie der visuelle Modus, weil er auch benutzt werden kann, um
Text auszuwählen. Aber es gibt einen offensichtlichen Unterschied: Wenn
Text getippt wird, wird der ausgewählte Text gelöscht und der
getippte Text ersetzt ihn.
Um die Arbeit mit dem Auswahlmodus zu beginnen, müssen Sie ihn zuerst
aktivieren (für MS-Windows ist er möglicherweise schon aktiviert,
aber Sie können dies dennnoch tun):
:set selectmode+=mouse
Nun benutzen Sie die Maus, um einigen Text auszuwählen. Er wird
hervorgehoben, wie im visuellen Modus. Nun drücken Sie einen Buchstaben.
Der ausgewählte Text wird gelöscht, und der einzelne Buchstabe
ersetzt ihn. Nun sind Sie im Einfügemodus, also können Sie mit
Tippen fortfahren.
Weil das Tippen von normalen Text verursacht, dass der ausgewählte Text
gelöscht wird, können Sie nicht die normalen Bewegungsbefehle
»hjkl«, »w« usw. benutzen. Benutzen Sie stattdessen
Funktionstasten mit Umschalttaste. <U-Links> (linke Pfeiltaste
+ Umschalttaste) bewegt den Cursor nach links. Der ausgewählte Text wird
wie im visuellen Modus geändert. Die anderen Pfeiltasten machen unter der
Umschalttaste was Sie erwarten. Auch <U-Pos1> und <U-Ende>
funktionieren.
Sie können die Art, wie der Auswahlmodus funktioniert, mit der Option
'selectmode' justieren.
Nächstes Kapitel: |usr_10.txt|
Große Änderungen machen
Copyright: siehe |manual-copyright|